12 Tonnen schwer und 20 Meter lang ist der Truck, der am Montag, den 12.09.2016, und Dienstag, den 13.09.2016, am Mariengymnasium in Bocholt Station machte und den Schülerinnen und Schülern das Leben von Kongoesen auf der Flucht nahebrachte.
Auf teils informative, teils interaktive Weise führten dabei die beiden Teamer Tété Agbodan aus Togo und Melanie Deter die Schülerinnen und Schüler in einer Doppelstunde an das Thema Flucht im Kongo heran. Zunächst erklärte Tété den Teilnehmern den Grund für die Flucht großer Teile der Zivilbevölkerung, den Kampf um die Coltan-Minen im Ostkongo, der einen Anteil von 50% am weltweiten Coltan-Abbau besitzt. Dieses Erz wird u.a. in Handys und Laptops benötigt, damit diese nicht überhitzen, so dass jeder einzelne von uns indirekt zu diesem Krieg und damit zur Flucht der Zivilbevölkerung beiträgt.
Nach der allgemeinen Einführung konnten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8, 9 und der Q2 im missio-Truck multimedial und interaktiv die Geschichte eines Flüchtlings nachvollziehen, indem sie in dessen Rolle schlüpften, dabei durch 6 verschiedene Räume gingen und eigene Entscheidungen fällten, etwa, welche Gegenstände sie auf ihre Flucht vor den Rebellen mitnehmen wollten. Die Führung durch die Ausstellung erfolgte dabei paarweise; Karten mit QR-Codes leiteten die Schülerinnen und Schüler durch die verschiedenen Stationen der Fluchtwege. Die Inhalte wurden durch verschiedene multimediale Elemente wie Computerspielstationen, Hörspiele, interaktive Bildschirme und weitere Ausstellungsobjekte vermittelt.
Auf die Frage, was sie von diesem interaktiven Ereignis mitgenommen habe, antwortete eine Schülerin der Jahrgangsstufe 8: „Man konnte sich gut vorstellen, wie sich Menschen auf der Flucht fühlen.“ Genau dies war natürlich ein Ziel dieser Aktion, jedoch sollte es noch darüber hinausgehen.
In der anschließenden Nachbesprechung sollten die Schülerinnen und Schülern im Gruppengespräch von ihren Erlebnissen und Empfindungen berichten. Im Mittelpunkt stand hierbei auch die Frage, was jeder einzelne von ihnen machen könne, um die Situation der Flüchtlinge zu verbessern.
Tété Agbodan zeigte mehrere Möglichkeiten auf: neben dem Erwerb eines sog. „Fairphones“, das Coltan aus anderen Quellen als dem Kongo bezieht, solle man die Lebensdauer der Handys verlängern, indem man sein Gerät länger benutzt. Schlussendlich besteht ebenso die Möglichkeit, alte Handys zu recyceln und somit Rohstoffe zu schützen und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen beizutragen. Durch eine Recyclingbox am missio-Truck waren alle Schülerinnen und Schüler dazu aufgerufen, selbst aktiv zu werden und ihre ausgemusterten Geräte mitzubringen.
Auch eine Unterschriftenaktion, die führende Konzerne dazu aufrufen soll, fair gewonnenes Coltan in ihren Geräten zu verbauen, bot eine Möglichkeit für die Teilnehmer, selbst etwas gegen die Situation der Flüchtlinge zu unternehmen.
Alles in allem sensibilisierte die Ausstellung die Schülerinnen und Schüler einerseits für einen bewussteren Umgang mit dem Rohstoff Coltan. Andererseits stellte sie die Lebensleistung von Flüchtlingen vor, auch in widrigen Lebensumständen Würde zu bewahren und die eigene Entwicklung in die Hand zu nehmen.
Finanzielle Unterstützung erhielt das Mariengymnasium für dieses Projekt durch den Integrationsbeauftragten der Stadt Bocholt, Herrn Methling.
Wir bedanken uns bei allen, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Anja Bucher / Claudia Hüntemann
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 18. September 2016 11:02