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„Einmal Frieden und zurück“: Ein Besuch im Friedensdorf

Am 30.10.2012 besuchte der Pädagogik-Leistungskurs von Frau Platzköster das Friedensdorf in Dinslaken und bekam einen Einblick in die gemeinnützige Organisation, die sich seit 1967 darum kümmert, Kindern aus Krisengebieten dringend benötigte Operationen zu finanzieren, die in ihren Heimatländern nicht möglich sind.

Insbesondere die Zeit zwischen den Operationen stellt für die Kinder eine psychisch und physisch belastende Phase dar, da sie sechs Monate lang ohne ihre Eltern in einem fremden Land mit zeitweise starken Schmerzen zurechtkommen müssen. Das Friedensdorf sorgt in dieser Zeit dafür, dass die Kinder in einem Wohnhaus untergebracht werden und stellt ihnen gespendete Kleidung sowie regelmäßige Mahlzeiten und Spielsachen bereit. Die Operationen werden von den Krankenhäusern kostenlos durchgeführt und auch das Friedensdorf finanziert sich ausschließlich über Spenden und das Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Nach der Ankunft in Dinslaken und der Begrüßung durch die beiden Mitarbeiterinnen Judith und Carolin wurden wir durch das Gelände des Friedensdorfes geführt. Sowohl eine Lernküche als auch ein Unterrichtsraum sowie Wohnräume und ein Spielplatz stehen den 150 Kindern dort zur Verfügung. Der Unterricht grundlegender Themen wie Lesen, Schreiben und Rechnen findet in deutscher Sprache statt. So halten die Kinder, die untereinander, soweit möglich, ihre Muttersprache sprechen eine gute Balance zwischen der kurzfristigen Integration in Deutschland und der heimischen Kultur. Auch die Verständigung zu Kindern anderer Nationalitäten findet in deutscher Sprache statt, die während des Aufenthalts schnell erlernt wird. Der Spaß am Spielen steht im Vordergrund, sodass die Kinder möglichst viel Zeit haben, um sich von ihren bevorstehenden Operationen abzulenken.

Die Orientierung im Friedensdorf fiel uns Gästen leicht, da sich auf dem Boden verschiedenfarbige Markierungen befanden, die den Weg zu den unterschiedlichen Gebäuden weisten. So können sich die zum Großteil aus Angola und Afghanistan stammenden Kinder schnell zurechtfinden und die Gefahr, sich zu verlaufen ist gering. Die Häuser, in denen die behandelten Kinder untergebracht sind, sind im Halbkreis angeordnet mit dem sogenannten „Dorfplatz“ in der Mitte. Man erklärte uns, dass die Zimmer immer von mehreren Kindern bewohnt werden und die älteren Kinder häufig eine Art „Geschwisterfunktion“ für die jüngeren übernehmen. Insbesondere die vor dem Schlafengehen vom aufkommenden Heimweh geplagten Kinder können auf diese Weise oft von ihren Zimmergenossen beruhigt werden.

Allgemein war die Atmosphäre sehr familiär: Auf den Rollstuhl angewiesene Kinder wurden von ihren Kameraden geschoben und jedes Kind wusste mit seinem Makel sehr gut umzugehen, sodass niemand aufgrund fehlender körperlicher Voraussetzungen von den verschiedenen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen wurde. Es war beeindrucken zu sehen, wie erfinderisch sich die Kinder bei der Überwindung ihrer Schwächen präsentierten.

Nach dem Dorfrundgang teilten wir Schüler uns in zwei Gruppen auf: die erste Gruppe, zum Großteil aus Jungen bestehend, begann draußen, Fußball oder „Speedball“ zu spielen, während die zweite Gruppe zusammen mit zehn Friedensdorf-Kindern die im Vorfeld gesammelten Blätter und Kastanien verwendete, um einige herbstliche Kunstwerke zu gestalten.

Im Anschluss daran sahen wir gemeinsam eine Dokumentation des ZDF über das Friedensdorf am Beispiel zweier verletzter Kinder aus Afghanistan, die vom deutschen Arzt Tobias Bexten mehrmals operiert wurden und nach ihrem Aufenthalt im Friedensdorf wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten. Doch nicht nur die Freude über die geglückte Rückkehr der beiden jungen Patienten fand im Film Beachtung, sondern auch die Trauer und Ohnmacht der Väter und Mütter, die erfuhren, dass ihre Kinder aufgrund des langsamen Heilungsprozesses noch in Deutschland bleiben müssen. Oftmals geht der Heilungsprozess nicht so schnell wie erwartet vonstatten, da die Kinder unterernährt sind und nicht genügend Abwehrkräfte haben. Zudem erfuhren wir von den desolaten medizinischen Bedingungen in Angola, das nach einem 30 Jahre langen Bürgerkrieg eine Analphabetenrate von 80% aufweist. Die im Bürgerkrieg eingesetzten Landminen sind die Hauptursache für die hohe Zahl von Tötungen und Verstümmelungen, die insbesondere im ländlichen Raum auch Kinder treffen. Da lediglich 30% der Bevölkerung Zugang zu einwandfreier medizinischer Versorgung hat und die Fahrten zu Krankenhäusern häufig einen gesamten Tag in Anspruch nehmen, sind die Kinder in Deutschland sehr erleichtert, wenn sie geheilt und von ihren teilweise jahrelangen Schmerzen befreit werden.

Abschließend ist zu sagen, dass das Friedensdorf trotz der Tatsache, dass es arme, verletzte Kinder aus Krisengebieten unterschiedlicher Länder zusammenbringt, dennoch eine wunderbar vertrauensvolle, fast familiäre Atmosphäre erzeugt. Ich habe noch nie einen Ort gesehen, an dem derart viele menschliche Tragödien zusammenkamen und trotzdem eine positive Aufbruchsstimmung herrscht, die jeden ansteckt, der das Friedensdorf betritt. Man merkt den Kindern an, wie dankbar sie für die Behandlungen in Deutschland sind und freut sich für jedes Kind, das nach einer erfolgreichen Operation wieder in sein Heimatland zurückkehren kann.

Niklas Tolkamp, Jahrgangsstufe 13

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 08. November 2012 09:14

 

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