Auch in diesem Schuljahr gibt es am Mariengymnasium wieder ein von der Landesregierung gefördertes Projekt mit der Fotokünstlerin Christine Sommerfeld. Es geht um »Selbstbild und Fremdbild (Wie nehme ich mich selber wahr und wie sehen mich andere?) - dargestellt und erforscht durch die Portraitfotografie«
Ziel ist die Förderung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, besonders unter dem Aspekt der Stärkung des Selbstbewusstseins.
Welches Selbstbild die Schülerinnen und Schüler von sich haben, erforschen sie nicht nur visuell. Kreativitätstechniken ergänzen die Selbstwahrnehmung und sorgen so für eine unverkrampfte Herangehensweise an die künstlerische Arbeit. Viele »normal« begabte Menschen fühlen sich mehr oder weniger gehemmt, wenn sie mit kreativen Tätigkeiten, wie Schreiben, Malen oder Zeichnen beginnen wollen. Oft ist man sich nicht bewusst, dass es da eine kaum hörbare aber sehr wirkungsvolle Stimme im eigenen Kopf gibt, die einem Dinge zuflüstert, wie: »Was ist denn das? Das sieht aber doof aus! Hör´auf, Du machst dich nur lächerlich!«. Dies ist der »innere Kritiker«, der ungefragt beständig kommentiert. Er entstand durch die ersten negativen Schlüsselerlebnisse in der Kindheit, beispielsweise durch Ablehnung oder Spott, wenn man voll Stolz ein Bild zeigte. Er kann aber auch geprägt sein durch eine nie zufrieden zu stellende, immer kritische Haltung von Eltern. Diesen »inneren Kritiker« gilt es zu erkennen und sofort in die Ferien zu schicken. Bildlich könnte man sich vorstellen, ihn zu packen und in ein Flugzeug zu setzen, das nach Mallorca fliegt. Als einen Ausgleich zum destruktiven Kritiker gibt es den »inneren Künstler«, mit dem man in Kontakt treten kann, indem man Dinge tut, die man wirklich mag, die einem Freude bereiten. Dies können im betriebsamen Alltag verschütt gegangene Wünsche sein. Man erreicht diesen »inneren Künstler« aber auch durch Kreativitätsübungen, die Spaß bereiten, da eine ungewohnte Herangehensweise zu unerwarteten Ergebnissen führt. Gesammelt wird vieles in einem Künstlertagebuch in Mischtechnik.
Wie man etwas künstlerisch ausdrücken kann, hängt oft davon ab, wie gut man eine künstlerischen Technik einzusetzen vermag. Dies gilt um so mehr für die Fotografie. Deshalb liegt der zweite Schwerpunkt des Kurses auf der Vermittlung technischer Grundlagen der Fotografie und der digitalen Bildbearbeitung. Dazu wird es u. a. einen zweitägigen Workshop im Düsseldorfer Atelier von Frau Sommerfeld geben, in dem die Schülerinnen und Schüler unter professionellen Studio-Bedingungen arbeiten können.
Das letzte Projekt mündete in eine öffentliche Ausstellung an unserer Schule, die durch die örtliche Presse angekündigt und besprochen wurde. Gezeigt wurden künstlerisch bearbeitete Portraitfotografien der Schülerinnen und Schüler, jeweils auf ein halbtransparentes, 100 x 60 cm großes Stoffbanner gedruckt, sowie die Künstlertagebücher. Texte erläuterten den Inhalt des Projektes.
Ziel der Ausstellung war, zu sich zu stehen mit allen Eigenheiten und Unperfektheiten und sich weniger von der Meinung anderer (zB. der »Peergroup«) beeinflussen zu lassen. Die Schülerinnen und Schüler zeigten Selbstbewusstsein, indem sie ihr Werk, das in beiden Fällen ein Selbstportrait war, öffentlich ausstellten.
Die neue Gruppe dieses Projekts wird für ihre Abschlussausstellung ein eigens Konzept entwickeln.
Zur Künstlerin: Christine Sommerfeld absolvierte eine Lehre als Fotografin in Stuttgart und studierte bei den Professoren Bernd Becher und Jeff Wall an der Kunstakademie in Düsseldorf. Parallel zu ihrer Tätigkeit als Künstlerin betreibt sie ein Studio für Portrait-Fotografie in Düsseldorf. Sie ist spezialisiert auf Portraits für den Beruf.
Daglef Seeger
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 22. November 2011 22:43